.4-Tage-Woche: Segen oder Fluch? 🙂😈

Die Meinungen dazu könnten unterschiedlicher nicht sein.

Vor kurzem wollte ich von meiner LinkedIn-Recruiter-Community wissen: Ist die 4-Tage-Woche in Eurem Unternehmen realisierbar?

Die Ergebnisse meiner kleinen Umfrage zeigen: Das Thema polarisiert.

📍 43% sagen ganz klar: Eine 4-Tage-Woche ist bei vollem Gehalt utopisch.

📍 Bei weiteren 43% der Teilnehmenden ist dieses Arbeitszeitmodell für einige Stellen möglich.

📍 14% der Teilnehmenden geben an, dass die 4-Tage-Woche in ihrem Unternehmen eingeführt bzw. geplant ist.

Die Krux für viele HR-Profis: 🤯
Welche Rezepte sorgen dafür, dass die Wochenarbeitszeit eines Vollzeiterwerbstätigen in nur 4 Tagen leistbar ist?

Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten 2022 Vollzeiterwerbstätige in Deutschland durchschnittlich 40,5 Stunden pro Woche. Damit liegt Deutschland knapp unter dem EU-Durchschnitt von 40,6 Wochenarbeitszeit.

Studie zum Wunsch nach der 4-Tage-Woche – aus Talente-Sicht

Seitens der Talente werden flexible Arbeitszeitmodelle immer relevanter. Nachvollziehbar im Zeitalter von New Work.

Statista hat gemeinsam mit kununu, XING und onlyfy by XING den Trend-Report „Neue Arbeitswelt“ veröffentlicht. Darin werden verschiedene Aspekte unserer Arbeitswelt beleuchtet.

💡 Eine Erkenntnis daraus:

Mehr als zwei Drittel der befragten erwerbstätigen Personen wünschen sich eine 4-Tage-Woche – bei voller Bezahlung.

Skepsis gegenüber der 4-Tage-Woche – aus volkswirtschaftlicher Sicht

Experten aus der Wirtschaftswelt sorgen sich um eine klaffende Produktivitätslücke in Deutschland im Zuge einer 4-Tage-Woche.

Ihre Annahme:

Eine verkürzte Arbeitswoche verringert aus Sicht renommierter Volkswirtschaftler die Produktivität und könnte sich negativ auf die Wirtschaft auswirken: Das Brutto-Inlands-Produkt (BIP) gerät möglicherweise aus den Fugen. Wohlstandsverluste wären die Folge. Der demografische Wandel befeuert diese Tendenz zusätzlich.

Positive Beispiele für die 4-Tage-Woche – aus Unternehmens-Sicht

Neben den (volkswirtschaftlichen) Bedenken gibt es mittlerweile auch viele Positiv-Beispiele von Unternehmen, die die 4-Tage-Woche erfolgreich umgesetzt haben.

Der Provotainer, Innovator und Serial Entrepreneur Martin Gaedt hat für sein Buch „4 Tage Woche“ (erschienen in 03/23) 151 Unternehmen befragt. Einige Insights teilt er auch als Gast in Podcasts – z.B. bei „Klartext HR“ mit dem „Persoblogger.de“ Stefan Scheller und „HRM Hacks“ mit Alexander Petsch.

Die Resultate haben mich total überrascht. In mehrerer Hinsicht. 🤩

Warum?

Martins Praxisbeispiele belegen:

Unternehmen, die die 4-Tage-Woche eingeführt haben, verzeichnen:

🌟 erhöhte Kundenzufriedenheit,
🏥 reduzierten Krankenstand,
📈 gesteigerte Zahl der Bewerbungen,
⬇️ gesunkene Fluktuation der Mitarbeitenden und
🏢 verbesserte Resilienz des Unternehmens.

Wahnsinn, oder?

Was mich auch beeindruckt hat:

Pioniere finden sich branchenübergreifend – in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vor allem in Bereichen, die mir nicht ad-hoc in den Sinn gekommen wären…

Branchen, in denen die 4-Tage-Woche funktioniert

Schau‘ mal:

Handwerk, Hotellerie & Gastronomie, Produktionsstätten, Digital- und Werbeagenturen, Steuerberatungen sowie Rathäusern.

An welche Branche(n) hättest Du gedacht?

Ich find’s total ermutigend. 🙂

Das legt die Vermutung nahe:

Vielleicht gibt es ja DAS EINE Rezept, damit das Freizeit-Plus durch eine 4-Tage-Woche zu mehr Effizienz und Resilienz in den Unternehmen führt.

Kurzgefasst: Nein.

Denn fest steht:

Es gibt unterschiedliche Methoden und Wege, wie’s gelingen kann. Für jedes Unternehmen braucht’s eine individuelle Lösung. Wichtig ist in jedem Fall eine transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden, sodass ein breiter Konsens für das Vorgehen gefunden wird.

Einer der relevanten Erfolgsfaktoren

Meinen jüngsten Augenöffner zum Thema 4-Tage-Woche hatte ich beim Hören der Episode #113 von HRM Hacks, in der Martin Gaedt (wieder) zu Gast war bei Alexander Petsch:

Martin macht deutlich, dass die 4-Tage-Woche sowohl Business Case als auch Krisen-Anker ist. Er erklärt, weshalb die 4-Tage-Woche unmittelbar zur Stärkung der Resilienz beiträgt:

Unternehmen, die die 4-Tage-Woche erfolgreich einführten, haben zuvor sämtliche Prozesse analysiert und gestrafft.

Dadurch haben sie bereits Lernfähigkeit und Offenheit im Umgang mit Veränderungen bewiesen. Sie haben erkannt, dass kontinuierliche Anpassungen ihrer Abläufe notwendig sind, damit sie jederzeit den sich wandelnden Marktanforderung gerecht werden. Trifft sie die (nächste) Krise, sind sie agil(er) und können rasch(er) reagieren – im Gegensatz zu Unternehmen mit unflexiblen Strukturen und Kulturen.

Das ist doch mal ein vorbeugender Game Changer – wo doch heutzutage eine Krise auf die nächste folgt. Oder?

Meine Podcast-Tipps

💡 Meine absolute Herzensempfehlung: Hör‘ unbedingt in die Podcasts rein, die ich oben erwähnt habe.

Ich finde: Jede Minute dieser drei Episoden lohnt sich.

🎙️ Klartext HR – Episode Deepdive #2: “4-Tage-Woche: Erfolgsmodell oder nur ein New Work Hype?“ vom 01.07.2023

🎙️ HRM Hack – Episode # 112 “Vier-Tage-Woche: Von den Pionieren lernen” vom 17.07.2023

🎙️ HRM Hacks – Episode #113 “Vier-Tage-Woche: Prozesse, Organisation und Spielregeln” vom 24.07.2023

Ich bin total gespannt, welches Deine Highlights sind. Ich freu‘ mich auch, wenn Du Deine Meinung und Erfahrungen zu „vier Tage arbeiten, drei Tage frei“ hier mit mir teilst.

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Update vom 18.09.2023:

Es kommt Bewegung in die Sache und Experten wollen in einer Feldstudie erforschen, ob die 4-Tage-Woche in Deutschland funktioniert. Dafür werden nun rund 50 Unternehmen gesucht, die teilnehmen möchten, wie DER SPIEGEL berichtet.

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