ChatGPT sorgt aktuell für viel Furore, und auch in der Recruiter-Community wird überlegt: Hype oder Hilfe? Hast Du Dich das auch schon gefragt?
Wir nehmen viele Posts und Artikel wahr, die sich damit befassen,
- ob ChatGPT als neues Zaubertool die Auswahl der am besten passenden Profile aus vielen Bewerbungen meistert,
- wie Recruiter ihre Bewerberkommunikation – z.B. Absage-Schreiben – automatisieren können
- dass Personen ihre Bewerbungsanschreiben von ChatGPT verfassen ließen und daraufhin Einladungen zum Vorstellungsgspräch erhielten
ChatGPT für die Kandidatensuche mit Active Sourcing
Wir wollten den Nutzen von ChatGPT von einer anderen Seite betrachten: Und haben uns gefragt, wie der KI-Chatbot konkret unseren Active-Sourcing-Alltag erleichtern kann. Also haben wir’s in den letzten Wochen fast täglich ausprobiert.
Uns brannten dabei besonders diese Fragen unter den Nägeln:
- Was leistet ChatGPT im Research von Talenten?
- Wie hilfreich ist ChatGPT für die Direktansprache von Kandidaten, z.B. auf LinkedIn?
In unseren Tests zeigt sich:
Wir haben einige Aspekte erkannt, die für unsere Arbeit richtig hilfreich sind. – Zugleich haben wir auch klare Grenzen aufgedeckt.
Trotz der Grenzen nehmen wir den Rückenwind mit, den ChatGPT uns liefert.
Unsere Highlights 👍 & Lowlights 👎 teilen wir mit Dir in unserer 2-teiligen Mini-Serie.
In diesem Artikel – Teil 1 – liegt der Fokus auf unseren Erkenntnissen rund um‘s Identifizieren von (passenden) Kandidaten.
In Kürze berichten wir hier – in Teil 2 – über unsere Learnings zum Erstellen von Nachrichten mit ChatGPT im Active Sourcing.
Also, los geht’s… 🚀
Mit ChatGPT Kandidaten-Profile finden?
Grundsätzlich ist ChatGPT ja nur gefüttert mit Daten bis zum Jahr 2021. Somit kann der Algorithmus keine Fragen zu tagesaktuellen Themen beantworten.
Daraus folgt, dass jede Suche nach personenbezogenen Informationen gar nicht up-to-date sein kann. 🤯
Das muss nicht zwingend ein Hindernis für uns sein: Falls wir mit ChatGPT Personen-Profile finden, die schon vor 2021 bestanden. Das bedeutet allerdings: Von vornherein ist die Suche nach Absolventen und Young Professionals leider ausgeschlossen. Aber vielleicht klappt’s ja mit Professionals und Seniors?
3 Beispiele
Wir sind mit einem Selbstversuch gestartet – und haben ChatGPT nach uns selbst befragt.
Ganz ehrlich: Unserem Ego hat es nicht geschmeichelt. 😉 Denn ChatGPT kennt keine Daniela Chikato aus Hamburg.
Hmmm… Warum? 🤔
Also haben wir unseren „Prompt“ (wie die Eingabe einer Frage in ChatGPT bezeichnet wird) spezifiziert:
“Wie lautet der Link zum LinkedIn-Profil von Daniela Chikato?“
Das Ergebnis hat uns komplett überrascht:
Hammer… 💥 Damit ist klar: Wenn das Tool keinen Zugriff auf Social Media Profile hat – auch nicht auf öffentlich zugängliche Daten dieser Profile –, taugt es für unsere Suche nach Kandidaten-Profilen (noch) nicht.
Weil wir manchmal spielerisch Algorithmen bezirzen, haben wir ganz stur den gleichen Prompt ein zweites Mal in ChatGPT editiert.
Die Antwort fiel in Nuancen anders aus. ChatGPT formuliert jede Antwort auf eine Frage individuell. In unserem Fall war die Antwort sogar noch etwas hilfreicher… Aber nur ein klitzekleines bisschen…
Fazit #1: Kandidaten-Profile mit ChatGPT finden
👉 Mithilfe von ChatGPT ist (derzeit) keine explizite Suche nach Social Media Profilen möglich. Somit ersetzt es noch keine Suche direkt auf LinkedIn oder XING bzw. im X-Raying auf Google und anderen Suchmaschinen.
In Zukunft mag sich das ja ändern…
Warum wir das vermuten?
LinkedIn ist seit Jahren Teil der Microsoft-Unternehmensfamilie. Im Januar 2023 hat Microsoft ein viel beachtetes Investment in Höhe von schätzungsweise 10 Mrd. $ in OpenAI angekündigt: Das kalifornische Unternehmen OpenAI entwickelt die Technologie und betreibt die Server für ChatGPT sowie auch für DALL-E, welches auf Basis von Texteingaben fotorealistische Bilder erzeugt.
Microsoft hat längst verkündet, ChatGPT künftig in Outlook, den Browser BING und weitere Produkte zu integrieren. Wir gehen davon aus, dass auch die Kandidatensuche mit LinkedIn kräftig davon profitieren wird.
Warum?
Schon jetzt ist BING mit LinkedIn verknüpft: Wenn Du mit einer LinkedIn-Recruiter-Lizenz ein Personenprofil aufrufst, kannst Du mit nur 1 Klick auf den Link „Auf Bing suchen“ (befindet sich im Profil-Header rechts neben dem Foto) einen Search nach allen Suchergebnissen der Person im World Wide Web ausführen.
Das ist super hilfreich fürs Active Sourcing, weil wir so in Sekundenschnelle von LinkedIn zu Profilen der Kandidaten auf XING oder z.B. GitHub (eine Fach-Community für Software Entwickler) gelangen. Auch zur Vorbereitung von Interviews ist das nützlich, weil wir damit einen schnellen Überblick über berufliche Social-Media-Profile und weitere spannende Datenspuren von Bewerbern und Kandidaten erhalten.
Wir sind also super gespannt, welche zusätzlichen Features sich auf LinkedIn durch die Integration von ChatGPT in das sog. „new BING“ (wie Microsoft es bereits offiziell nennt) bringt.
Und natürlich schreiben wir darüber, sobald wir neue spannende Szenarien von ChatGPT für die Kandidatensuche per Active Sourcing entdecken.
Doch zurück zu unseren ersten Probeläufen mit ChatGPT:
Nach dem ernüchternden Fazit, dass der KI-Chatbot keine Social Media Profile kennt, drängt sich die Frage auf:
Puh… Soviel Hype um nichts?
Das mochten wir einfach nicht glauben.
Und fanden heraus – es gibt Cases, wie uns ChatGPT bei der Kandidatensuche mit Active Sourcing jetzt schon hilft.
2 Cases für ChatGPT als Turbo in der Kandidatensuche mit Active Sourcing
Case #1
Wenn wir den Kontext einer Stelle richtig gut verstehen wollen. Besonders dann, wenn es sich um ein Rollenprofil handelt, das für uns thematisch neue Aspekte beinhaltet – und wir durchdringen wollen, welche Themen, Aufgabenfelder, spezielle Anforderungen mit diesem Jobprofil verknüpft sind.
Für dieses Reinzoomen haben wir früher auf Wikipedia und Suchmaschinen recherchiert. Na klar: Wir haben uns damit erfolgreich schlau gemacht. Allerdings brauchte es mitunter mehrere Suchanfragen bis zum gewünschten Erkenntnisgewinn.
Heute formulieren wir einen Fragebefehl in ChatGPT und erhalten in Sekunden fundierte Antworten. Wenn gewünscht, können wir die Info-Tiefe mit Folgefragen verfeinern. Das ist zeitsparender und inhaltlich prägnanter als unsere früheren Suchen über andere Quellen.
Hier ein paar Beispiele:
Wir fragten ChatGPT nach Aufgaben eines Manager Konzessionen Strom/Gas bei einem Netzbetreiber:
Oder: Wir wollten wissen, welche Aufgabenbereiche ChatGPT einem strategischen Einkäufer zuschreibt:
Oder: ChatGPT kennt auch das Themenfeld eines Client Services Manager in Werbeagenturen:
Wir haben das auch für viele andere Stellen ausprobiert – und kommen mit ChatGPT schnell „rein“ in die jeweilige Denke.
Case #2
Wenn wir eine Liste richtig gut passender Keywords für unsere Kandidatensuchen auf LinkedIn und XING finden wollen, liefert uns ChatGPT diese super schnell.
Auch hier ein paar Beispiele:
Kannst Du blitzschnell mehrere Jobtitel benennen für Personen, die Lieferantenaudits durchführen? Uns fallen schon einige ein, aber ChatGPT war schneller und umfassender als unsere Gehirne:
Wir wollten Inspirationen für unsere bestehende Keyword-Liste rund um klimaneutrale Verkehrswende, Verkehrsplanung und Mobilitätskonzepte – ChatGPT liefert in Sekunden:
Ok, das fanden wir ziemlich generisch… Also haben wir unseren Prompt verfeinert:
Je mehr wir so mit ChatGPT für die Kandidatensuche „spielen“, fragen wir uns: Wann sind die ganzen Jobprofile in Stellenbörsen von ChatGPT verfasst…?
Was denkst Du?
Fazit #2: Reinzoomen mit ChatGPT für die Kandidatensuche
👉 ChatGPT befruchtet unsere Ideenfindung für die Kandidatensuche: ob es darum geht, in Themen einzutauchen oder einzelne Begriffe zu finden, die uns weiterbringen im Active Sourcing. Dabei beeindruckt uns immer wieder, wie ratzfatz das klappt.
Wenn wir dann noch bedenken, dass ChatGPT sich gerade in der offen zugänglichen Beta-Phase befindet, glauben wir gern: Es kann für die Zukunft ein echter Gamechanger werden. Und uns allen kostbare Zeit schenken – für Aufgaben, die kaum automatisierbar sind.
Was meinst Du?
Hast Du ChatGPT schon getestet? Wenn ja: In welchem Kontext – und was waren Deine Erkenntnisse? Ist das Tool für Dich eher Fluch oder Segen?
Wir sind total gespannt auf Deine Meinung.
Wer noch nicht an Bord ist – hol‘ Dir auch ChatGPT:
Du kannst es (derzeit noch) gratis als Browser-Anwendung nutzen. Unter diesem Link kannst Du Dir ein Nutzerkonto einrichten.
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